Stadtentwicklung Story Zeitung

Viel Autos. Viel Parkplätze. Viel Kunden.4 Min. Lesedauer

6. Juli 2016 3 Min. Lesedauer

Viel Autos. Viel Parkplätze. Viel Kunden.4 Min. Lesedauer

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Aus einem absurden Ökogedanken heraus, glaubten Stadtplaner die Welt zu retten, indem sie die Innenstädte mehr und mehr autofrei gestalteten. Weniger Autoverkehr hatte das nicht zur Folge, sondern nur eine Verlegung hinaus auf die Peripherie. Die Kunden fahren zu jenen Märkten, bei denen das Parkplatzangebot stimmt. Die größten Profiteure sind die Einkaufs- und Fachmarktzentren, die noch dazu Parkplätze kostenlos für ihre Kunden anbieten. Natürlich muss man zwischen Groß- und Kleinstädten unterscheiden.

Erreichbarkeit
Für die Funktionsfähigkeit und damit den Bestand des Einzelhandels in der Innenstadt ist seine Erreichbarkeit von besonderer Bedeutung. Dabei ist es für den Handel je nach Stadtgröße entscheidend, ob seine Standorte durch den privaten Individualverkehr oder den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erreichbar sind. Ein optimaler Grad der Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird häufig nur in Mittel- und Großstädten erreicht.
In Wels ist die Erreichbarkeit zwar mittels Öffis gegeben, jedoch weiß man aus Erfahrung, dass die Busse meist nur von Jugendlichen oder Senioren genutzt werden.

Auto nur in Großstädten unattraktiv
Trotz zentraler Umseigestelle mitten in der Stadt hat das Liniensystem wenig Attraktivität für die breite Bevölkerung. Nachdem man in Wels im Vergleich zu Großstädten relativ Staufrei durch das Stadtgebiet fahren kann, bleibt das Auto beliebtestes Verkehrmittel.
In Österreich wird das Auto erst in Wien unattraktiv, weil man dort mit der U-Bahn schneller von A nach B kommt. In Wels ist es unmöglich, dass man mit dem Bus schneller ist als mit seinem Auto.

Autofreie Stadt ist längst ein Trend der Vergangenheit
„In der Vergangenheit wurde der Pkw als Hauptschuldiger für die innerstädtischen Verkehrsprobleme verantwortlich gemacht und die Kommunen reagierten mit einer Verkehrspolitik, die verschiedene restriktive Maßnahmen für den motorisierten Individualver-kehr vorsah. So wurde die autoarme Stadt mit einer autofreien Innenstadt zum Leitbild der Verkehrspolitik. Mit den Folgen muss bis heute der Einzelhandel in den Klein- und Mittelstädten kämpfen.“, sagt auch der Handelsverband Bayern in einem seiner Positionspapiere.

Anstatt Autos einzuschränken, breites Verkehrangebot schaffen
Der Handelsverband Bayern beschäftigt sich schon lange mit Einzelhandelsfreundlicher Verkehrpolitik. Dabei will man sich aber nicht auf den Autoverkehr beschränken, sondern nur davor warnen, Kunden zu anderen Verkehrsmittel zwingen zu wollen. Jedoch sollte man auch Alternativen zum Auto unterstützen, ohne die Autofahrer selbst einzuschränken: Auf  gut  ausgebaute Rad-  und  Fußwege  sollte  vor  allem  in  Kleinstädten, in  denen  der  Anteil der Fußgänger u. Radfahrer unter den Kunden des Einzelhandels selbst sehr viel  höher  ist, Wert gelegt werden.  Eine  Studie zeigt  insbesondere  für  Klein-  und  Mittelstädte  intelligente Lösungswege  auf,  um  den  Verkehr  und damit  die  Erreichbarkeit  des  Einzelhandelskunden freundlich zu gestalten. Die  attraktive  Gestaltung  von  Fußwegen im Bereich von Haltestellen,  Parkplätzen  und Parkhäusern  ist  ebenso  wichtig  wie  der  Ausbau  des  Radwegenetzes.

Parkraum hat oberte Priorität
Die Verfügbarkeit von ausreichend Parkraum in Innenstadtnähe stellt grundsätzlich einen wichtigen Standortfaktor für den Einzelhandel dar. Die restriktive Parkraumpolitik, die viele Städte mit der Ablehnung neuer Parkplätze betreiben, stellt eine ernsthafte Gefahr für den innerstädtischen Einzelhandel dar. Wenn die Städte auch in Zukunft durch einen vielfältigen, lebendigen und attraktiven Einzelhandel geprägt werden sollen, muss die Parkraumpolitik die Belange des Einzelhandels stärker berücksichtigen.

Attraktive Parkmöglichkeiten und die Höhe der Parkgebühren sind ein nicht zu unterschätzender Einflussfaktor für die Erreichbarkeit und Attraktivität der Städte und des dortigen Einzelhandels. Da in den meisten Einkaufs- und Fachmarktzentren außerhalb der Städte kostenlose Parkplätze zur Verfügung stehen, bedeuten hohe Parkgebühren in den Innenstädten einen Standortnachteil für den dortigen Einzelhandel. „Parkgebühren sollten deshalb keinen Steuereffekt, sondern eine s teuernde Wirkung haben.“ meint auch der Handelsverband Bayern.

Kampf um Parkplätze
Um die „Mangelware“ Parkplatz in den Städten konkurrieren Anwohner, Berufspendler, Besucher öffentlicher Einrichtungen, Teile des Wirtschaftsverkehrs und insbesondere Kunden des Einzelhandels.

„Für den innerstädtischen Einzelhandel ist ein hoher Anteil Wohnbevölkerung in den Innenstädten sehr wichtig. Deshalb sind Anwohnerparkregelungen, die den Ansprüchen der Anwohner genauso gerecht werden wie denen der Gewerbetreiben den und deren Kunden, grundsätzlich positiv zu bewerten.“ meinen die Experten aus Bayern.
In Wels könnte man Anwohnern eventuell einen Tiefgaragenplatz am KJ anbieten, um die Parkplätze oberhalb den Kunden des Einzelhandels zu überlassen.

25% aller Kunden fahren ungern in Tiefgaragen
Jeder Vierte hat in Parkhäusern oder Tiefgaragen Angst oder ein mulmiges Gefühl. Vor allem Frauen bereiten diese Parkstätten Unbehagen (38 Prozent Frauen vs. 12 Prozent Männer). Das ergab eine repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag von CosmosDirekt unter 1.004 Führerscheinbesitzern.
Gerade am Kaiser-Josef-Platz steht eine riesige ungenützte Fläche an Parkplätzen zur Verfügung. Hier hätte Wels einen enormen Marktvorteil gegenüber anderen Städten. Eine so große ungenutzte Parkfläche wie den KJ würden sich andere Kommunen nur wünschen.