Österreich

Filmkritik: Hannah – ein buddhistischer Weg zum Glück2 Min. Lesedauer

17. November 2016 2 Min. Lesedauer

Filmkritik: Hannah – ein buddhistischer Weg zum Glück2 Min. Lesedauer

Reading Time: 2 minutes

40 Jahre „On the road“
Doch wie bringt man fast 40 Jahre ununterbrochener Arbeit, Lehre, Reisen, dem Gründen von buddhistischen Zentren und der übersetzerischen und organisatorischen Arbeit für tibetische Lamas in 90 Filmminuten?

Man muss es vorweg sagen: die schier unlösbare Aufgabe ist in höchstem Maße geglückt. Original-Filmaufnahmen, Fotos, Interviews mit Freunden, hohen Lehrern wie Karmapa und nicht zuletzt Lama Ole Nydahl ergeben ein großes Ganzes, das die Reise von Buddhas Lehre aus dem fernen Osten nach Europa und später nach Russland, Nord- und Südamerika nachvollziehbar miterleben lässt.

1968 waren Hannah und Ole Nydahl zu ihrer Hochzeitsreise nach Nepal aufgebrochen – als Abenteurer, die eine fremde Kultur kennenlernen wollten und sich für bewusstseinserweiternde Substanzen interessierten. Als sie in Nepal den 16. Karmapa, das Oberhaupt der Karma-Kagyu-Schule des tibetischen Buddhismus trafen, änderte sich ihr Leben grundlegend. Als erste westliche Schüler Karmapas verbrachten sie lernend nahezu vier Jahre im Himalaja. Dann erteilte der Lehrer ihnen den Auftrag, den Buddhismus in den Westen zu bringen und sie kehrten nach Europa zurück.

600 buddhistische Zentren gegründet
Hannahs Weisheit hat zahllose Menschen berührt. Gemeinsam gründeten Hannah und Ole mehr als 600 Zentren weltweit. Ob im Winter mit der Transsib bis Wladiwostok, oder entführt von Guerillas in Kolumbien – sie setzten ihre Arbeit ohne Unterbrechung bis zu Hannahs Tod im April 2007 gemeinsam fort.

Der Film erklärt sehr gut den Split in der Karma Kagyü-Linie (es gibt auch einen von den Chinesen anerkannten Karmapa) und lässt den 17. Karmapa Thaye Dorje zu Wort kommen, der als 11-Jähriger mit Hannahs Hilfe aus Tibet herausgebracht worden war.

Ein singuläres Frauenleben
Das außergewöhnliche, singuläre Frauenleben Hannah Nydahls, bisher nur ihren Schülern und Freunden bekannt, erhielt durch diesen Film ein würdiges Denkmal. Die Zuschauer nahmen einen Eindruck davon mit, was der Buddhismus in Kombination mit dem Wunsch, zum Besten aller zu wirken, für eine ungeheure Kraft in einem einzelnen Menschen entfachen kann. Dass diese Kraft eingebettet in selbstbewusste, sanfte Weiblichkeit, Bescheidenheit, Ruhe und Gelassenheit war, zeigt der Film auf beeindruckende Weise.

 

Über die Autorin: Beate Kraml ist Journalistin, Vortragende, Trainerin und lebt in Linz. Bis Mai 2016 leitete sie das Frauenberufszentrum in Amstetten.