Gerhard Hörzing: Der streitbare Planer3 Min. Lesedauer
Gerhard Hörzing – der 1943 geborene Welser ist einer der umtriebigsten Architekten Oberösterreichs. Selbst nennt er sich das „Enfant Terrible“ der Architekturszene, da er mit 19 Jahren wegen Frau und Kind die Schule abgebrochen hat. Diesen Umstand sieht er aber positiv, ganz nach den Worten Albert Einsteins: „Phantasie ist wichtiger als ge-brauchtes Wissen“.Mit seiner Phantasie veränderte er auch in Wels einiges, wie beispielsweise die Neugestaltung der Altstadt inkl. der Welser „Lokalmeile“ Hafergasse.
Als „alter“ Welser kann man sich noch erinnern, an den „Stadtplatz vor Hörzing“. Baufällige Häuser, verfallene Fassaden, versiffte Gassen. Heute unvorstellbar, der Welser Stadtplatz gilt als letzte verbliebene Nobelmeile der Innenstadt. Diesen Umstand verdankt man nicht der Politik, sondern einer Gruppe rund um den in den 1970er-Jahren gegründeten Verein „Stadtplatz Aktiv“. Namen wie Resch, Fritsch, Kaufmann und natürlich Hörzing fielen hier. Ziel war es, das Welser Zentrum wieder zum Blühen zu bringen.Hörzing verhandelte bereits mit Alt-Bürgermeister Spitzer über die Revitali-sierung der Innenstadt, damals ohne großen Erfolg. Für Spitzer war die Innen-stadt das Gebiet der „Klassenfeinde“. Ein Geisteswandel begann mit Bürgermeister Bregartner und Baudirektor Burgholzer – mit diesen beiden Persönlichkeiten ebnete Hörzing den Weg für eine Vielzahl anderer visionärer Projekte in der Stadt. Einer seiner legendären Entwürfe war das bis heute beliebte „Niederösterreichische Weindorf“ am Volksfest. Die Innen-architektur sollte einem Dorfcharakter gleichen und die Besucher vergessen las-sen, dass sie sich in einer Halle befinden.Alle seine Projekte in Wels aufzuzählen, würde den Text sprengen. Welser Freibad, Europa-Center, Komplettsanierung Welser Messe, Planung der Halle 1, Mazda Rainer, Autohaus Zinhobler, Mühlberger-Haus, Kraftwerk-Zentrale, Tanzschule Pfeifer (heute Hippmann), Weihnachtsmarkt am Stadtplatz – nur ein kleiner Auszug davon.
Die Architektur hat er im Blut – sein Vater hatte einen Baubetrieb und ein Architekturbüro. Hörzing sagt: „Die Zeiten mit meinem Vater waren die schlimmsten meines Lebens, aber ich habe bei ihm alles gelernt. “Auch das gesellschaftliche Leben wurde ihm in die Wiege gelegt, in seinem Geburtshaus und heutigem Büro Salzburgerstraße 124 gab es viele Partys. Wels war in den 50ern Filmstadt und „Szenemetropole“. Peter Alexander, Catarina Valente und viele andere waren Gäste im Hause des Vaters. Später dann eröffnete der junge Hörzing sein eigenes Lokal in der Vogelweiderstraße (heute TomYam). Und die Prominenz war auch dort zu Gast. Von Lauda, Klammer, Grissmann bis Gerhard Berger – alle gaben sich ein „Stelldichein“ im Welser In-Lokal. „In Wels gab es noch eine Szene – es war eine stolze Stadt – leider ist das alles verloren gegangen“, gibt Hörzing zu denken. Der Herzblut-Welser ist auch sonst um keine kritische Aussage verlegen: „Die Politik konzentrierte sich auf den Bau von Plattenbau-Anlagen für die Schaffung von Wohnraum – vernachlässigte aber dabei die Innenstadt. Man vergaß dabei die Urbanität. Im Gegensatz zu Linz verharrte Wels in unterdurchschnittlichen Standards. Ideen werden bis heute blockiert.
“Der Beamtenschreck Hörzing sprüht nur so vor Ideen, von der längsten Bier-Theke Österreichs am KJ bis zu einer „Kaffeehaus-Brücke“ über die Ringstraße. „Die Beamten verdrehen nur die Augen und meinen, es koste zu viel Geld. Aber einem Streit bin ich nie aus dem Weg gegangen“, sagt der zum dritten Mal verheiratete Stadtplaner. Auf die Frage, wie sich Wels in Zukunft entwickeln sollte, meint er, dass sich die Politik wieder nicht nur mit Welser Fachleuten zusammensetzen, sondern auch mit ihnen zusammenarbeiten und die nötigen finanziellen Mittel bereitstellen sollte. „Die Stadt sollte auch unternehmerische Funktionen übernehmen, wie man am Beispiel Welios sehen kann”, schmunzelt Hörzing. Falls man Investoren in die Innenstadt locken will, meint er, müsste die Stadt finanzielle Mittel vorstrecken, um Planungssicherheit für neue Projekte zu gewährleisten. Anschließend kann die Gemeinde von hohen Renditen profitieren.Bestes Beispiel hierfür wäre die Idee eines Innenstadt-EKZs rund um die “Marschallinger-Grundstücke”. Um Platz zu schaffen, meint der Architekt, sollte man Flächen bis in die Hessengasse zukaufen, um ausreichend bauen zu können.