Weidinger: »Hätte Kurz nichts getan, hätte man ihn für jeden Toten verantwortlich gemacht.«2 Min. Lesedauer
Interview mit ÖVP-Bürgermeisterkandidat Andreas Weidinger.
Herr Weidinger, wir befinden uns nun im Wahljahr – im September werden der Bürgermeister und der Gemeinderat gewählt. Gleichzeitig haben wir mit Corona eine der schlimmsten Krisen der letzten Jahre. Wie sehr wird sich diese auf den Wahlkampf auswirken?
Mir fällt auf, dass sich die Gesellschaft nur mehr in zwei Extreme aufspaltet. Und beide glauben sich zu 100% im Recht und meinen somit die Freiheit zu haben, die jeweils andere Meinung bekämpfen zu müssen. Und das ist ja leider nicht nur bei Corona so, sondern bald bei jedem Thema.
Diese Zuspitzung und Emotionalisierung wird auch dem Welser Wahlkampf nicht erspart bleiben. Anscheinend haben wir alle vergessen, wenigstens den Versuch zu unternehmen, einen Konsens mit Andersdenkenden zu finden.
Wie ist Ihr Standpunkt zu Corona?
Warum muss man dazu eigentlich einen Standpunkt haben? Wenn wir ein Hochwasser haben, fragt auch keiner, welchen Standpunkt man dazu hat. Corona ist hier und wir müssen die besten Lösungen finden und uns nicht gegenseitig sprichwörtlich die Köpfe einschlagen. Ich verstehe ehrlich gesagt beide Seiten: Menschen mit Vorerkrankungen, die um ihr Leben fürchten – aber auch Geschäftsleute, deren gesamte Existenz auf dem Spiel steht. Beiden Gruppen ist es bitte zuzustehen, Ängste zu haben. Derzeit wird ja auch versucht, mit Lockdowns der einen und mit Förderungen der anderen Gruppe zu helfen. Und diese Förderungen müssen auch dieses Jahr weitergehen.
Nicht alle bekommen diese Förderungen wegen bürokratischer Hürden und bald macht sich jeder Gedanken, wer diese Summen wieder hereinbringen soll. Auch die Sorge einer starken Geldentwertung ist gegeben und auch die emotionale Verwahrlosung unserer Kinder, deren normale Entwicklung durch diesen Lockdown gestört wird.
Ganz ehrlich: Ich habe auch keine Patentlösung und mache mir auch meine Gedanken. Wir wurden von dieser Pandemie alle überrascht. Sehen Sie sich die Fernsehberichte im Jänner 2020 an, da hat man noch von oberster Stelle gesagt, dass man keine Angst vor Corona haben muss.Und dann kam Bergamo. Und Ischgl. Was hätte denn der Bundeskanzler machen sollen? Keinen Lockdown? Was wäre dann passiert? Die Bürger hätten der Regierung vorgeworfen, dass man für wirtschaftliche Interessen Menschen sterben lässt. Und wenn nur ein Krankenhaus überlastet gewesen und es zu einem wirklichen Engpass gekommen wäre, dann hätte man Kurz persönlich die Schuld dafür gegeben. Besonders die Opposition.
Ihre Argumentation ist stimmig und die wenigsten werden den ersten Lockdown kritisieren. Aber der jetzige ist nicht mehr nachzuvollziehen. Wird nicht etwas übertrieben?
Das liegt daran, dass vor diesem Lockdown die Zahlen wieder gewaltig nach oben gingen. Und nicht nur die Zahlen. Auch Krankenhäuser waren vor der Überlastung und in Seniorenheimen war die Situation auch sehr angespannt. Aber nochmal: Ich will mir nicht anmaßen, dass das alles die beste Lösung ist. Ich habe nur noch von keiner besseren gehört.
Ich verstehe aber auch die Sorgen der Kritiker.