Welser Nachhilfelehrer: „Mittelschulen haben Schülerleistungen in Wels verschlechtert.“6 Min. Lesedauer
Wenn man in dem historischen Haus Pfarrgasse 15 die Stiegen hinaufsteigt, sieht man schon ein paar Blumen in großen Trögen stehen. Angekommen im hellen und freundlichen Büro des Lernparadieses wird man von Alexander Walter, dem Chef und Gründer des privatgeführten Bildungsunternehmens, erwartet.
Der studierte Wirtschaftspädagoge hat sein Nachhilfeinstitut nicht gerade wegen des Geldes gegründet. Vielmehr scheint es, als wäre Herr Walter ein Idealist. Es entwickelt sich ein interessantes Gespräch.
Herr Walter, ist es denn sinnvoll, ein Nachhilfeinstitut zu eröffnen? Gerade in dieser Branche gibt es viel illegale private Konkurrenz, die am Finanzamt vorbei billige Nachhilfe anbietet.
Ja, eine Goldgrube ist es nicht. Aber zum einen haben wir den Vorteil, dass wir im Vergleich zu den Privaten immer zur Verfügung stehen und unsere Termine sicher sind. Weiters können wir alle Fächer abdecken. Und ganz wichtig ist auch, dass wir erfahrene Trainer haben, die genau wissen was sie tun. Man hat bei uns einfach mehr Sicherheit. Ein Privater kann immer noch absagen oder nur spärlich Zeit haben. Am Ende ist es aber einfach Mundpropaganda: Wenn man seine Sache gut macht, wird man weiterempfohlen.
Trotzdem keine leichte Branche. Viel Konkurrenz und keine hohen Stundenlöhne.
Ja, davon können wir ein Lied singen. Man muss den Job schon gerne machen. Ich bin selbst 30 Stunden in der Woche Nachhilfelehrer, neben meiner Tätigkeit als Geschäftsführer. Ich hätte nach meiner Ausbildung auch eine Stelle als Lehrer bekommen können. Aber im heutigen Schulsystem hat man als Lehrkraft viel zu wenig individuelle Gestaltungskraft. Man ist nur ein Rädchen in einem riesigen System. Als Nachhilfelehrer kann ich individuelle Lehrmethoden an die jeweiligen Schüler anpassen. Außerdem sind meine Schüler eher Freunde. Als Lehrer bist du doch immer auch ein wenig Feind. Das wollte ich nie sein.
Ein wenig Kritik am Bildungssystem ist hier schon herauszuhören.
(lacht) Wer kritisiert dieses nicht? Leider ist es in den letzten Jahren nicht besser geworden.
Wir machen jedoch täglich die Erfahrung, dass selbst gute NMS-Noten noch keine Garantie für einen problemlosen Aufstieg in eine höhere Schule sind. Viele NMS-Schüler werden durch den größeren Leistungsdruck und den größeren Stoffumfang vollkommen überrollt.
Die neuen Mittelschulen sind also keine Erfolgsgeschichte.
Es hört sich zwar in der Theorie nett an, bessere und schwächere Schüler in einer Gruppe zu unterrichten. Die Besseren sollten dann den Schwächeren helfen. In der Praxis ist es für das Lehrpersonal aber eine extrem schwierige Aufgabe, da allen Schülern gerecht zu werden. Oftmals passt sich der Unterricht dann an den Schlechteren an und die Leistungsfähigeren können so nicht optimal gefördert werden. Es gibt bestimmt auch neue Mittelschulen, in denen das neue System funktioniert. Wir machen jedoch täglich die Erfahrung, dass selbst gute NMS-Noten noch keine Garantie für einen problemlosen Aufstieg in eine höhere Schule sind. Viele NMS-Schüler werden durch den größeren Leistungsdruck und den größeren Stoffumfang vollkommen überrollt.
Würden Sie also wieder die Leistungsgruppen einführen?
Das ist so einfach nicht zu sagen. Wenn es nur um die optimale Förderung der Besseren ginge, dann definitiv ja. Der Gedanke, dass schlechtere Schüler sich von besseren viel abschauen können, ist aber auch nicht von der Hand zu weisen. Ich bin jedoch etwas skeptisch, ob das in der Praxis auch so toll funktioniert und tendiere persönlich daher eher zu der Sicht, dass man mit homogenen Klassen die Schüler besser fördern kann.
Als Vorbild gilt ja immer das skandinavische Modell. Hier passiert das Gegenteil. Alle Schüler werden in einer Schule zusammengewürfelt und schneiden beim Pisa-Test regelmäßig sehr gut ab.
Das stimmt, aber ich stehe standardisierten Tests und Prüfungen generell nicht nur positiv gegenüber. Bei dieser Art von Prüfungen geht es vorwiegend um Fähigkeiten und Kenntnisse die leicht messbar und durch Multiple-Choice-Fragen prüfbar sind. Wenn jedoch nur noch auf Prüfungen hintrainiert wird, hat das automatisch auch Auswirkungen auf den Unterricht. Im echten Leben machen jedoch häufig Fähigkeiten, die schwer in Worte zu fassen oder messbar sind, wie z.B. Kreativität oder selbstständiges Erarbeiten, den Unterschied aus.
Die Förderung dieser schwer messbaren Fähigkeiten wandert in der Folge automatisch in den Hintergrund. Früher hatten die Lehrkräfte in Österreich mehr Spielraum. Der Deutschlehrer hatte mehr Freiheiten, weniger Grammatik zu unterrichten, sondern konnte seinen Unterricht mehr auf Literatur und Diskussionen fokussieren. Sprich das Denken der Schüler fördern. So etwas ist aber schwer messbar – schon gar nicht beim Pisa-Test. Hier zählt dann aber mehr die Grammatik. Aber was hilft einem Schüler die beste Rechtschreibung oder Grammatik, wenn er nicht weiß, was er schreiben soll. Wir bewegen uns also in einem standardisiertem Schulsystem, welches nicht mehr das eigenständige Denken der Schüler fördert und den Lehrern keinen Spielraum mehr gibt, wie sie ihren Unterricht gestalten. Jedenfalls ist es im eigenen Unternehmen natürlich leichter, seine eigenen Vorstellungen umzusetzen. Daher habe ich lieber ein Nachhilfeinstitut als Lehrer in der Schule zu sein.
Wie könnte man den Schwächsten im Schulsystem helfen?
Indem man ihre Stärken fördert. Wegen einem Fünfer sind schon viele Schüler von höheren Schulen geflogen, obwohl sie in anderen Fächern sehr gut waren. Diese Schüler könnten gesuchte Berufe erlernen und der Gesellschaft einen hohen Nutzen bringen. Ein gutes Beispiel sind Kinder mit Migrationshintergrund, deren Potentiale oft wegen einer Deutschschwäche ungenützt bleiben. Aber unser Schulsystem richtet sich an den Schwächen aus, nicht an den Stärken. Die Schüler werden so gezwungen, übermäßig viel Zeit und Energie in ihre Problemfächer zu investieren, um dort irgendwie positiv zu werden. Genau diese Zeit und Energie geht ihnen aber dann ab, um ihre eigentlichen Stärken auszubauen. Jene Stärken um die es im täglichen Leben dann auch gehen wird.
Haben Sie hier viele Fälle in Ihrem Institut?
Natürlich, wir haben Schüler von der Volksschule bis zur Matura, die in ihrem Problemfach Unterstützung benötigen. Durch unsere Hilfe schaffen es die Schüler in kürzerer Zeit Erfolge zu feiern als im Alleinstudium zuhause. Viele Schüler können sich einfach zuhause auch nicht ausreichend motivieren. Durch unsere regelmäßigen Termine schaffen es die Schüler, den fehlenden Stoff nachzuholen bzw. immer aktuell mitzulernen. Dadurch haben die Schüler weniger Stress vor den Schularbeiten und bekommen durch die guten Noten wieder mehr Selbstvertrauen und Selbstsicherheit.
Worauf legen Sie in Ihrem Institut ihren Fokus?
Eindeutig auf die Individualität. Der Fokus auf die Individualität der einzelnen Schüler macht unser Institut aus? Wir versuchen die Schüler kennenzulernen und zu verstehen wie sie denken – um den für sie besten Weg zu finden, den Schulstoff zu verstehen.
Wir betreiben großen Aufwand – auch in der Vorbereitung – um bestmögliche Lernergebnisse zu erzielen. Da wir zu keiner großen Nachhilfe-Kette zählen, müssen wir einfach mit Qualität punkten.
Lernparadies Walter e.U.
Pfarrgasse 15
4600 Wels
Tel: 0 650 77 400 70
www.lernparadies.at