Allgemein Stadtleben Story Zeitung

Das Stadtarchiv Wels4 Min. Lesedauer

20. August 2019 3 Min. Lesedauer

Das Stadtarchiv Wels4 Min. Lesedauer

Reading Time: 3 minutes

Das Welser Stadtarchiv wird ja oft als das Gedächtnis der Stadt bezeichnet. Über Jahrhunderte hinweg wurde vieles über die Geschichte der Stadt Wels zusammengetragen und eingelagert. Historisch interessierte Menschen können dort in vergangene Zeiten eintauchen.

Das Stadtarchiv im Herminenhof wird von vier Mitarbeitern betreut, die mit ihren Fähigkeiten, aber auch ihrem Herzblut dafür sorgen, dass das Archiv erhalten, modernisiert und natürlich laufend erweitert wird. Mag. Michael Kitzmantel, Anita Wurm, Klaus Sturmbauer und Mag. Karin Bachschwellner sind sozusagen die Gedächtnisstützen der Stadt Wels.

Eines der größten Archive in OÖ

Das Welser Stadtarchiv mit seiner reichen Urkundensammlung stellt eines der wertvollsten und gemessen an der Einwohnerzahl eines der größten Archive von Oberösterreich dar. 1034 Urkunden, 3900 Betbriefe, 4700 Handschriften sowie 3044 Schachteln Akten ab dem 14. Jhdt. werden dort eingelagert, dazu kommen noch 288 Schachteln und 75 Bände Handschriften aus der NS-Zeit.

Geschichte des Stadtarchivs

Im Zuge der Anlegung einer Freiheitenregistratur 1563 sollte endlich Ordnung im Stadtarchiv, das damals noch im Rathaus untergebracht war, geschaffen werden. Nach Dienstantritt des Stadtschreibers Martin Stängl 1576 wurden dann überhaupt alle Akten der Stadtkammer, also auch des Bruckamts und des Bürgerspitals im Freiheitenbuch der Stadt Wels registriert. In diesem Werk von 1582 wird das Welser Archivwesen bestens beschrieben.

Das Stadtarchiv musste seit damals insgesamt sechsmal die Räumlichkeiten wechseln, das vorläufig letzte Mal 2010 vom Stadtplatz in den Herminenhof. Alte Standorte waren zuvor das Rathaus, die Sigmar-Kapelle, die Minoriten und schließlich die alte Sparkassa.

Abwechslungsreicher Arbeitsalltag

Der Arbeitsalltag der vier ist sehr abwechslungsreich. Laufend wird an der Digitalisierung der Archivbestände gearbeitet, diese ist zur ständigen Aufgabe geworden. Oft müssen hemdsärmelig Schachteln und Kisten geschleppt werden.

Jede geschichtliche Ausstellung der Stadt in den letzten 20 Jahren wurde vom Stadtarchiv wissenschaftlich begleitet. Dafür wurden immer wieder die umfassenden Lagerbestände auf passende Unterlagen und Zeitdokumente durchforstet und zur Verfügung gestellt. Auch die Führungskonzepte der städtischen Fremdenführer fallen in die Zuständigkeit des Stadtarchivs.

Mag. Michael Kitzmantel

Der promovierte Germanist und Historiker mit Schwerpunkt Wirtschaftsgeschichte und Geschichte des 20. Jahrhunderts leitet den wissenschaftlichen Dienst. Der gebürtige Welser ist für historisch Interessierte wohl der kompetenteste Ansprechpartner, wenn es um die Geschichte seiner Heimatstadt geht – bereits seit 2007 bekleidet Kitzmantel die Stelle des Archivars.

Akademisches und anekdotisches Wissen

 Das profunde akademische Wissen, das sich Mag. Kitzmantel bei seinen Studien in Salzburg angeeignet hat, weiß er geschickt mit seinem anekdotischen Wissen über Wels zu verknüpfen und verleiht vergangenen Epochen abseits historischer Daten damit erstaunliche Plastizität.

Anita Wurm

Die ehemalige Germanistik- und Kunstgeschichte-Studentin kam 1986 ans Magistrat und kann sich noch an eine Zeit im Stadtarchiv ohne PC erinnern. 1992 legte sie erfolgreich die Archivprüfung für den gehobenen Dienst ab. In ihrer Obhut liegen das Urkunden- sowie das Foto-Archiv des Hauses. Letzteres hat sie über die Jahre mit eigenen Fotos von markanten Welser Plätzen ergänzt.

 Touren für Pensionisten

Sie unternimmt mit interessierten Bewohnern der Welser Pensionistenheime immer wieder Touren, bei denen sie anhand von alten Fotos zeigt, wie Wels sich in den letzten Jahrzehnten baulich verändert hat.

Klaus Sturmbauer

Auch der gelernte Tischler Klaus Sturmbauer ist seit 1986 am Magistrat, kam aber erst 2004 ins Stadtarchiv, wo er als Sachbearbeiter mit den wirtschaftlichen Aspekten wie Depotverwaltung und Mittelbewirtschaftung betraut ist. Aber natürlich führen ihn seine Aufgaben immer wieder in die drei großen unterirdischen Depoträume des Stadtarchivs, um angeforderte Akten ausfindig zu machen.

Nachtwächter und städtischer Nikolaus

Sturmbauer ist einer der ersten Nachtwächter der Stadt Wels, eine Tätigkeit, bei der ihm sein Wissen um Wels, das er im Stadtarchiv erworben hat, immer wieder zu Gute kommt. Zusätzlich spielt der sympathische weißbärtige Hüne im Advent auch den städtischen Nikolaus.

Mag. Karin Bachschwellner

Die Diplom-Historikerin mit Schwerpunkt Archivwissenschaften trat ihren Dienst im Welser Stadtarchiv gleich nach ihrem Studium in Wien an. Die Steckenpferde der Innviertlerin sind das Mittelalter und das Feld der Ahnenforschung. Archivluft schnuppern konnte Bachschwellner schon bei Ferialjobs in der Schulzeit, die wegweisend für ihre weitere  berufliche Laufbahn waren.

Ahnenforschung in der VHS

Karin Bachschwellner hält auch in  der Welser VHS Kurse über Ahnenforschung ab, die für reges Interesse in der Bevölkerung sorgen. Sie zeigt interessierten Kursteilnehmern, wie man Informationen über die eigenen Vorfahren ermitteln kann.

So unterschiedlich auch die Lebensläufe der vier sein mögen, es eint sie doch das Engagement für das geschriebene Wort und die Erhaltung von Wissen längst vergangener Zeiten. Sie werden ihrem Ruf als Gedächtnisstützen der Stadt immer wieder gerecht, leisten in Archivräumen für die Außenwelt kaum wahrnehmbar wertvolle und leider oft wenig geschätzte Arbeit für künftige Generationen.