Rabl: „Keine Schuhschachtel-Bauten in der Innenstadt.“3 Min. Lesedauer
Bürgermeister Rabl kritisierte vor kurzem die sogenannte „Schuhschachtel-Bauweise“ und will eine Architekturkonferenz samt neuen Gestaltungsrichtlinien. Aber wie ernst meint er es?
Herr Rabl, Sie waren seit 2009 bis 2015 Wohnbaureferent. Sie haben sich sehr früh gegen die „Schuhschachtel-Bauweise“ in Wels ausgesprochen. Warum hat sich nichts geändert?
Ich war von 2009 bis 2015 Wohnbaureferent und in dieser Funktion zuständig für die Vergabe von Sozialwohnungen. Richtig ist, dass ich mich schon sehr früh gegen die „Schuhschachtelbauweise“ ausgesprochen habe. Ich musste aber zur Kenntnis nehmen, dass diese Bauweise einerseits von den Förderregelungen im sozialen Wohnbau vorgegeben wird, andererseits diese Projekte zumindest teilweise vom Gestaltungsbeirat der Stadt freigegeben wurden. Beides fällt nicht in die Zuständigkeit des Wohnbaureferenten. Dass es besser geht, sieht man an den Sozialbauten in Wien der 20- und 30iger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Diese Wohnungen sind heute noch sehr beliebt.
Wie will man diese Schuhschachtel-Bauweise in Zukunft vermeiden?
Die Stadt Wels sollte für die Innenstadt und für große Wohnungsprojekte Gestaltungsrichtlinien erarbeiten. Die Fassadengestaltung muss anspruchsvoller werden, dazu gehören mehr Plastizität, Gliederungen, Strukturen und Differenziertheit. Darüber hinaus brauchen wir bei den Gestaltungswettbewerben mehr Bürgerbeteiligung. Es sollten daher auch Welserinnen und Welser mitentscheiden, welche Projekte verwirklicht werden, um eine Verschandelung der Stadt zu verhindern.
Es gibt in der Stadt derzeit einen Richtungsstreit zwischen moderner und historisierender Architektur. Wie entwickelt sich diese Diskussion und wo stehen Sie?
Das eine schließt das andere nicht aus, es muss für beides Platz sein. Es geht aber darum, Architektur umzusetzen, die auch nach außen nachhaltig anspricht. Das vermisse ich derzeit bei manchen Projekten. Im innerstädtischen Bereich sollte man aber darauf achten, dass auf die historische Bausubstanz in der Umgebung Rücksicht genommen wird. Das wird sich auch bei der Fassadengestaltung auswirken. Im Ergebnis geht es aber nicht um alte oder neue, sondern um qualitätsvolle Architektur. Im Juni ist zu diesem Thema eine große Architektur-Enquete geplant, bei der internationale Fachexperten miteinander diskutieren werden. Ich selbst bin ein Fan von gegliederten und strukturierten Fassaden und historischen Gebäuden, aber auch für moderne Architektur kann ich mich begeistern, wenn das Ambiente passt.
Was ist der Zweck dieser Architektur-Enquete?
Ziel ist ein internationaler Meinungsaustausch, auch zur Frage des Stadtbildes. Beispielsweise haben viele deutsche Städte ihre Innenstadt durch den Wiederaufbau von historischen Gebäuden zu Tourismusattraktionen gemacht. In Wels ist dazu ebenfalls eine Diskussion rund um den Wiederaufbau des Semmelturms entstanden. Auf der anderen Seite gibt es gute Beispiele, wie sich moderne Architektur in ein historisches Stadtbild einfügt und damit die Stadt prägt.
Gut gelungen ist es übrigens dem damaligen Bürgermeister Dr. Schauer, der mit der Anlage des Volksgartens und des Pollheimerparks sowie der Volksgartenstraße und vielen weiteren Bauten die Stadt verändert und in ein neues Zeitalter geführt hat. Auf seinen Spuren wollen wir wandeln.
Die FPÖ fordert die Sanierung des Torborgens. Dafür haben Sie nun auch Geld freigegeben (100.000). Die zuständige Referentin ist der Ansicht, dass das zu wenig sei und die Sanierung mehr kostet. Was meinen Sie dazu?
Die genauen Kosten der Sanierung stehen noch nicht fest. Es ist aber davon auszugehen, dass in diesem Jahr erst nach Rücksprache mit dem Denkmalamt und den dementsprechenden Planungs – und Vorbereitungsarbeiten begonnen werden kann. Dafür ist der bereitgestellte Kostenrahmen von 100.000 Euro sicher ausreichend.
Man wird dann sehen in welcher Höhe zusätzliche Mittel für eine vollständige Sanierung erforderlich sind. Diese werden im Jahr 2022 bereitgestellt.
Für die Lagerbaracke in Lichtenegg würde sich ein Verein interessieren, wenn er die Baracke kostenfrei nutzen darf. Gibt es dazu schon Gespräche?
Es gibt tatsächlich Interesse eines Vereins die Lagerbaracke als Vereinslokal zu nutzen. Ich stehe dieser Nutzung sehr aufgeschlossen gegenüber. Die Verhandlungen dazu sind aber mit der Heimstätte zu führen. Der Verein selbst wird mir demnächst sein Nutzungskonzept vorstellen.